(Nicht)Raucher
- Felix. Roshardt

- 30. Juni
- 3 Min. Lesezeit

An Silvester 2001 habe ich das Rauchen aufgegeben. Meine Tochter hat mir 3 Monate vorher ein Buch von der Bibliothek mitgenommen von Allen Carr "Für immer Nichtraucher"!
Ich wollte meiner Tochter eine Freude machen und habe begonnen dieses Buch zu lesen. Immer auf der Terrasse, eine Zigarette rauchend und ein paar Seiten des Buches lesend. Das wurde zu einem Ritual und ich glaubte nie - keine Sekunde - dass ich mit dem Rauchen aufhören würde. Mir taugte das Rauchen. Ich war ein überzeugter Raucher, ich fand es anregend, ich fand es schmackhaft, ich fand es cool, ich war uneinsichtig und behauptete felsenfest, dass die erste Zigarette - am Morgen, in nüchternen Magen - die Beste des Tages sei. Allen Carr beschrieb eigentlich nur, wie es ist, das Rauchen. Er beschrieb wie es schmeckt, was es auslöst etc. Also, alles was ich wusste. Eine Stelle im Buch war dann aber wohl der Schlüssel. Es wurde beschrieben, wie die erste Zigarette schmeckt, am Morgen, kurz nach dem Aufstehen: Da sitze ich, der erste Zug. Tief. Es brennt leicht in der Lunge. Ein erster Huster, egal, der zweite Zug. Nun bemerke ich den pelzigen, trockenen Gaumen. Der Geschmack ist - wenn ich ganz ehrlich zu mir bin - grauenhaft. Dieses leicht scharfe, bittere im Mund. So stelle ich mir ausgelatschte Hausschuhe vor, die da so stehen. Der zweite Huster, diesmal etwas tiefer, mit grausigem Auswurf begleitet. So, aber die Zigarette wird trotzdem weiter geraucht, bis zum letzten Zug. Mir wird anscheinend langsam bewusst, wie schlimm es für meinen Körper - die Lunge, den Hals - sein muss, bis zu 30 Stück am Tag zu bewältigen. Ich weiss natürlich schon lange, dass ich mir nichts Gutes tue mit der Raucherei. Eine Sucht, die man einfach nicht wahrhaben will. Verstandesmässig total klar, Emotional - süchtig eben - absolut nicht klar. Auch die Diagnose COPD konnte mich nicht überzeugen. Sowieso, alle redeten auf mich ein, wie ungesund es sei, wie störend, wie egoistisch und und und....richtig lästig.
Alles Wissen hinderte mich nicht daran, weiter zu rauchen, als wäre es kein Problem. Obwohl das Atmen schwer fiel, der grausige Auswurf sehr störend war, der Husten unangenehm und ekelig war. Das Stinken der Kleider, der Wohnung, des Autos, die gelben Fingerkuppen. All das ignorierte ich hartnäckig. Alles zu Lasten von mir selber und meiner Umgebung, Familie, Freunde. Egoistisch, das ist eigentlich die beste Bezeichnung für Raucher. Egoisten.
31.Dezember 2001, ich bin am letzten Kapitel des Buches angelangt. Es ist kalt draussen auf der Terrasse, ich rauche die obligatorische Zigarette. Am Ende angelangt, klappe ich den Buchdeckel zu, drücke die Zigarette aus. Mein Gedanke dabei ist: in kürze werde ich am Kiosk das nächste Packerl holen. Keine Ahnung, was dann wirklich passierte. Ich habe nie mehr eine Zigarette angefasst. Silvester 2001 habe ich meine letzte Zigarette geraucht. Ich habe relativ lange gebraucht, dass ich es verstanden habe. Ich brauchte keine Zigarette mehr. Das Verlangen war weg. Einfach so. Natürlich gab es kleinste Momente - hauptsächlich nach dem Essen, oder nach Alkoholkonsum - dass ich das Verlangen verspürte, eine Zigarette anzustecken. Heute, 24 Jahre später bin ich überzeugt davon: würde ich mir eine anstecken, ich würde wieder beginnen. Allerdings habe ich absolut und keinen Moment mehr das Bedürfnis mir eine anzustecken. Wunderbar.
Natürlich, die Lunge ist nachhaltig geschädigt, ich atme immer noch schwer, ich habe einiges an kg zugelegt. Trotzdem, ich bin glücklich, dass ich diese Sucht überwunden habe. Ich sehe auch, wie bedenkenlos mit den Zigarettenstummeln umgegangen wird. Man schnippt sie weg, ins Gewässer, auf den Boden, in den Wald, einfach überall hin. Ich finde das grauenhaft, aber ich gehörte dazu, war Mittäter, mitschuldig. Leider ist das mit den elektrischen Zigaretten nicht viel besser, für den Körper auf jeden Fall. Für die Umwelt etwas besser. Trotzdem, ich wurde nie ein vehementer Rauchgegner. Das muss jeder für sich selber entscheiden. Doch bin ich ein grosser Befürworter für Rauchfreie Zonen im öffentlichen Bereich, oder überall dort, wo viele Menschen - insbesondere - Kinder sind. Ich weiss es sehr zu schätzen, wenn ich irgendwo Essen darf, ohne dass mir dieser störende Rauch ins Gesicht weht. Auch in einem Gastgarten oder auf einer Parkbank. Denke ich zurück, so kommt mir das Grausen. Überall die stinkenden Lokale. Essen in den verrauchten Räumen. Grauenhaft. Raucherabteile im Zug..... unglaublich. Ich kann mir das heute gar nicht mehr vorstellen. Ein Leben im Rauch. Auch kein Getriebener mehr zu sein, ist wunderbar. Immer dieses Suchen nach einem Automaten, nach Kleingeld und auch bei Regen und Sturm nach Zigaretten zu gehen. Furchtbar.
Dank der Kuraufenthalte im Heilstollen in Bad Gastein habe ich auch keine Entzündungen mehr in meinen Lungen. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass ich diese Kurve in meinem Leben noch gekratzt habe. Dank meinem - damals - noch kleinen Mädchen, das mir den richtigen Weg aufzeigte.
Ein Rauchfreies Leben wünsche ich euch allen.
Der Pensionist



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