Musik
- Felix. Roshardt

- 11. Nov.
- 3 Min. Lesezeit

Ich höre gerne Musik. Ich behaupte von mir, dass ich jede Art von Musik höre, oder hören kann. Gut, einige kleine Ausnahmen gibt es, aber wirklich nicht der Rede wert. Oft höre ich den ganzen Tag Musik. Ich habe mir für meine Stunden im Altenheim Kaffee eine Play-Liste zusammen gestellt um ein wenig Hintergrund Musik zu haben. Wird von den Bewohner:innen gerne angenommen. Es ist Musik - das Meister - aus meiner Generation oder noch etwas weiter zurück. Da sind französische Chansons dabei, genauso italienische Canzoni oder Hits von Frank Sinatra, Udo Jürgens, Conny Francis, Rex Gildo etc etc. Musik von Strauss, von Chopin oder auch aus Operetten und Musicals. Fehlen dabei darf auch die Volksmusik nicht; ein flotter Oberkrainer, ein boarischer oder auch ein Viergesang. Das lieben die Bewohner:innen vom AH und ich auch.
Ein Zivildiener fragte mich einmal, ob er wirklich solche Musik spielen müsse. Natürlich nicht. Es ist ihm überlassen, was er hören will. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass die ältere Generation vielleicht seine Musik nicht verstehen könnte. Ich verstehe sie nämlich oft auch nicht mehr. Bilde ich mir nur ein, dass die heutige Musik - dem Main streame - auf jeden Fall, einfach ein Brei ist, Einheitsbrei. Alles klingt in etwa gleich. Die Stimmen, die Begleitmusik... Beim Schlager dasselbe: mit diesem m-tza m-tza m-tza könnte man irgendwas singen und durch beliebige Texte ersetzen. Was mich auch oft in Erstaunen versetzt, die Worte werden einfach so zurechtgebogen, wie man sie braucht: Die Sonne wird zur Sone, immer wird zu imer... usw. Hauptsache es reimt sich. Oft sind die Texte so flach, dass man es kaum glauben kann. Früher waren Eindeutig-zweideutige Texte Usus, auch etwas komisch aus heutiger Sicht, aber heute nur noch gereimt, ohne Sinn. Die neusten Kreationen werden uns die KI präsentieren.
Klar ist natürlich, die Musik ist auch dem Wandel der Zeit unterworfen. Keine Frage. Aber spannend ist es trotzdem zu sehen, wie viele junge Leute die "alte Musik" wieder für sich entdecken. Wenn ich den Berichten in den Medien glauben darf, erleben die Beatles, Rolling Stones, wie sie alle heißen eine Wiedergeburt. Angeblich sind Tanz Veranstaltungen wieder total im Kommen. Der "Beat" soll wieder "in" sein. Da muss ich schmunzeln. Denke ich zurück an meine Jugendzeit. Da haben wir uns in den Dancings herumgetrieben. Da spielten Live-Musiker. Ich erinnere mich in Luzern im Casino, an die Pepe Lienhard Band. Großartig. Oder wir gingen zum Tanzen in die Harrison Bucht nach Stansstad. Allerdings bedingte es, dass einer mit dem Auto dabei war und dieses auch fahren konnte. Mit Öffis nicht zu erreichen. Wir haben uns für solche Abende auch aufgebretzelt. Schöne Kleider, ein wenig - manchmal auch Zuviel - "Schmöcki-Wasser" (Duftwässerchen) aufgetragen um zu gefallen. Wir betrieben Aufwand, um auszugehen. Später, mit Freundinnen oft sogar mit Krawatte. So waren wir dann in diesen "Beat-Schuppen" und zuckten über die Tanzfläche. Für unsere Eltern muss es ausgesehen haben, als wären alles Jugendliche mit einer Muskelerkrankung im Raum. Meine Grossmutter bezeichnete diese Musik despektierlich "Negermusik"... (Heute ein unmöglicher Ausdruck) Bei meiner Abschlussparty - letzte Schule vor Lehrbeginn - haben wir in Zürich die ganze Nacht, bis zum hell werden in einem Jugendclub gefeiert. Getanzt - alleine, oder mit irgend Jemandem, fast in Ekstase diesem Sound erlegen. Notabene ohne Alk und ohne Drogen. Wir hatten auch so Spass, sehr viel sogar. Mit dem ersten Zug Richtung nach Hause....
Viel Später - da war ich schon lange verheiratet - waren wir einmal im Monat im KKL (Kunst- und Kongress Luzern) zu Gast um hochstehende, wunderschöne Konzerte von bekannten europäischen Philharmonien oder Kammerorchestern beizuwohnen. Da haben wir uns "schön gemacht" Das waren schöne Erlebnisse. Heute ist es normal, dass man in Jeans in solche Konzerte geht. Schade. Sogar ins Kino gehen war etwas Spezielles. Da gab es noch keine Putzeimer mit Popcorn oder diese Liter-Becher mit Cola drin.
Bitte, ich will nicht jammern, oder von einer besseren Zeit schreiben. Alles hat seine Zeit, bei uns war es eben so und ich denke gerne daran zurück. Eine unbeschwerte Zeit, bilde ich mir heute ein, mit etwas verklärtem Blick darauf. :-) natürlich.
bleibt gesund
der Pensionist



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