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Frankenburger Würfelspiele

  • Autorenbild: Felix. Roshardt
    Felix. Roshardt
  • 9. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit
Würfeln für das Leben
Würfeln für das Leben

Ein unglaubliches Schauspiel bietet die Gemeinde Frankenburg am Hausruck - knapp 5000 Einwohner - alle zwei Jahre auf einer natürlichen Bühne. Sie erzählen ihre Geschichte die im Mai 1625 ein schreckliches Ende nahm. Kurz: Zu dieser Zeit war der dreissigjährige Krieg voll im Gange. Den Bauern und Bürgern wurde alles abverlangt von der Obrigkeit. Die im Land lagernden Soldaten plünderten und brandschatzten, vergewaltigten die Frauen und töteten willkürlich. Von der Obrigkeit geduldet, ja sogar unterstützt. Die Bauern und Bürger vom Hausruckviertel waren mehrheitlich evangelisch. Doch ihnen wurde ein katholischer Priester, vorgesetzt, der nicht ein Mal ihre Sprache verstand. Das war der Auslöser, dass die Bürger aufbegehrten. Drei Tage übten sie den Aufstand. Da kam der Adam Graf von Herberstorff mit seiner Entourage und in Begleitung von vielen Soldaten. Er erklärte den anwesenden Frankenburger (alle wurden gezwungen auf diesem Feld bei der Linde zu erscheinen) dass die "Rebellen" zum Tode verurteilt seien. Er versprach dann Gnade für die Aufständischen, wenn sie wieder friedlich ihrer Tätigkeit nachgehen würden. Er verlangte aber, dass 36 Männer des Ausschusses um ihr Leben würfeln müssten, um vom Tode verschont zu werden. 7 Männer von Frankenburg wurden durch den Strang am Kirchturm zu Tode gebracht, die übrigen in den Nachbargemeinden. Dieses Würfelspiel war dann der Auftakt zu den oberösterreichischen Bauernkriegen. Die unglaublich vielen Menschen den Tod brachte und viel Leid und Elend über viele Familien. Die Bauern verloren diesen Krieg auf 's Grausamste. Auch das Landschloss Ort mussten die Bauern als Strafe bezahlen.

Diese fast 600 Laiendarsteller:innen zeigten ein unglaubliches Schauspiel, in der grössten in Europa existierenden "Bühne" unter freiem Himmel. Auch Pferde waren im Einsatz. Eine grossartige Lichtchoreographie und eine perfekte Tonqualität trägt zu diesem Theater-Erlebnis teil. Der Vollmond am Samstag leistete seinen Beitrag für ein unglaubliches Stimmungsbild unter der Linde. Die Rolle des "Erzählers" hat mich total gefangen genommen. Diese Stimme, dieses Auftreten. Ich glaubte ihm sofort, dass er schon 400 Jahre lang tot ist. Auch die Szene, wo jeder um sein Leben würfeln musste ist berührend und absolut grausam.

Nebst der Begeisterung für diese theatralische Leistung ist natürlich auch ein grosses Fragezeichen bei mir hängengeblieben. Betroffen muss ich feststellen, dass es heute - 400 Jahre nachher - um nichts besser ist auf der Welt. Natürlich, unsere Bauern müssen nicht mehr des Hungers darben, aber nach wie vor macht ihnen die "Obrigkeit" das Leben schwer. Die "Reichen" leben (oft) ihr Leben auf unsere Kosten. Während die Grossen ihr Geld verschieben und verstecken, legal oder illegal, ist die Obrigkeit bemüht, den "Unteren" mit Kontrollen und Schikanen die Steuern einzutreiben. Ist ja viel leichter bei denen. Ein Schwarzarbeiter ist locker aufzuspüren, im Gegensatz, eines Firmenkonstrukt s oder die anonymen Wege der Geldflüsse zu durchschauen. Es ist auch Einschüchternd, wenn man dann im TV sieht, wie Beamte und sogar Minister auf einer Baustelle erscheinen und Medienwirksam drei oder vier so arme Teufel aufgreifen. Dann kann der Politiker stolz verkünden, man habe so im Jahr 180 Mio "gefunden". Da lacht der Financier hell auf , da bezahlt er viel mehr für Schmiergelder, damit es keiner "Oben" merkt.....

Solche wahren Geschichten zeigen auch, dass man sich wehren kann, dass man die Obrigkeit auch zwingen kann, ihre Macht- und Geldgier zu Fall zu bringen. Der Grössenwahn hat noch immer ihren Meister gefunden. Die Geschichtsbücher beweisen das zur Genüge. Wir haben aus der Geschichte nicht viel gelernt, weder die Gierigen, noch die Grössenwahnsinnigen, eigentlich niemand. Schade eigentlich, es könnte so schön sein hier auf der Welt. Der grösste Feind der Erkenntnis ist wohl die Dummheit. Davon gibt es einfach viel zu viel.


Den Spielerinnen und Spielern dieses eindrücklichen Schauspiels danke ich von Herzen. Es war eine eindrückliche Geschichte und einen Spiegel für uns alle.


Alles Gute, der Pensionist


 
 
 

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