top of page

Reha

  • Autorenbild: Felix. Roshardt
    Felix. Roshardt
  • 2. Nov.
  • 10 Min. Lesezeit
ree

Es ist wieder soweit. Es wurde mir wieder eine Reha bewilligt. Diesmal keine Kur, sondern eine Reha. Der Unterschied liegt darin, dass auf einer Kur relativ aktiv therapiert wird. Reha gilt als stationären Klinikaufenthalt, d.h. der Betrieb ist wirklich wie in einer Klinik. Ärzte, Pflegepersonal ist rund um die Uhr vor Ort. Eine kleine Umstellung. Aber, mir ist das sympathisch. Ich will mir ja etwas Gutes tun, ich will dass mir Gutes getan wird und ich will keinen Urlaub haben. Ich möchte ganz auf mich konzentriert sein, ohne Halligalli um mich herum. Also für mich sehr geeignet. Heute ist Tag 5, Sonntag und ich habe einen Spaziergang ins Dorf gemacht, alles der Gasteiner Ache entlang. Glasklar der Fluss, man ist versucht, die Füße hinein zu strecken. Ver-mutlich saukalt. Es hat sich doch einiges getan in Bad Gastein. Das letzte Mal als ich hier war, 2021 - Corona Zeiten. Mühsam und eingesperrt waren wir im Kurhaus. Die Stolleneinfahrten waren auch schwierig. Mit Maske, Abstand und überhaupt. Damals war der Kurerfolg gleich Null. Keine Minute war entspannt.


Bad Gastein hat den "Kern" beim Wasserfall etwas verändert. Das Hotel Straubinger in altem Glanz, das Badeschloss im neuen Gewand, mit einem zusätzlichen modernen Turm. Sieht gut aus. Natürlich, das grosse Belle Epoque Hotel ist nach wie vor dem Verfall preisgegeben und das Kongresshaus ist nach wie vor eine Katastrophe. Angeblich werden hier bereits Führungen veranstaltet zum Gruseln..... Lost places


Die Reha jetzt ist ganz anders als die letzte Kur. Es ist hier ein ruhiger Betrieb, alles sehr getaktet, aber nie stressig. Früher war dieses Haus nur für die Bauern reserviert. Heute ist ein grosser Anteil von der SVS, sprich von den Selbständigen Unternehmer. Jetzt ist das Volk bunt gemischt. Mir fällt auf, dass relativ viele jüngere Menschen hier sind. Ich habe mir sagen lassen, dass viele davon nach Unfällen hier auf Reha sind. Es gibt auch viele mit Gehhilfen, Rollatoren und sogar Rollis. Alles auf Reha wegen Unfällen.

An meinem Tisch sind wir drei Männer, in meinem Alter und eine alte Hoteliere, die schon 81 ist. Diese Frau hat schon viel erlebt und viel gearbeitet. Spannend.


Die Stollen Einfahrten sind für mich diesmal auch anders. Ich fahre jetzt im "Liegewagen" ein. Vorher war mir das nicht geheuer, es sah aus, als würdest du in einen Sarg gelegt, unten einer und oben einer. Aber nach der ersten Skepsis bin ich nun begeistert. Das gefällt mir. Mein Kreislauf ist glücklich darüber und die Enge ist nicht so schlimm. Da ich hier alleine liege, kann ich bei der Einfahrt die Augen schliessen und mir einreden, dass ich in den Süden fahre und nicht 2,5 km in den Berg hinein. So kann ich meine Platzangst überlisten. Ruhig atmen und einfach versuchen, sich in eine Phantasiewelt begeben. :-)

Das Essen ist auch etwas anderes. Ich bekomme keine Diät, dafür "entzündungs" armes Essen. D.h. kein Schweinefleisch, keine Wurst. Viel Gemüse, viel Salat, Süsswasserfisch etc. Davon als Hauptgang nur 1/3 der normalen Portion. Das spielt aber auch keine Rolle, es gibt eh eine Suppe, Salat, Hauptgang und Dessert. Also mehr als genug. Es ist gut gekocht. Natürlich Salzarm. Da habe ich mehr Mühe.

Die Therapien schauen für mich so aus, dass ich alles langsam machen muss. Sogar die Kraftmaschinen - alles auf mich mit einer Chipkarte abgestimmt - lassen mir genügend Zeit für die Übungen. Das einzige was mich ein wenig stresst ist der Crosstrainer. Diese Vorgaben sind sehr streng und unerbittlich. 20 Minuten gibt der mir den Takt an. Ausser Atem steig ich da vom Gerät. Vielleicht liebe ich es am Schluss, wer weiss. Gruppen turnen ist in etwa so wie in unserer THGR in Lenzing, aber auch das, viel ruhiger, sanfter und eben nur 25 Minuten.

Das Zimmer ist tatsächlich wie in einer Klinik. Nüchtern, sauber und ein echtes Krankenbett, verstellbar. :-)

Auch eine grosse Umstellung ist das Trinken. Nein, kein Bier oder Wein. Wasser, Tee, fader geht nicht und das sollte ich Literweise in mich schütten. Wird schwierig, aber ich gebe mir Mühe.

Das so die ersten Eindrücke von meiner Reha. Vielleicht gibt es noch Ergänzungen, sollte es noch Interessant werden.


Nebenschauplätze

Nach einer Woche Reha habe ich einen kleinen Hänger. Das heisst, ich habe Schmerzen wie zu Beginn und ich habe einen Husten eingefangen, der mich etwas zurück wirft. GsD ist hier alles Vorhanden: diensthabender Arzt, eine Krankenabteilung. Beste Versorgung also. Es ist einfach ein Husten, irgendwo und wie aufgelesen. Viel Tee trinken, Tropfen nehmen und in den Stollen. Obwohl ich am Anfang davon nicht begeistert war. Da rasselt meine Lunge wie eine Kinderrassel, es scheppert und tut langsam weh. Trotzdem, der Schleim fängt an sich zu lösen und das Atmen geht auch wieder etwas einfacher.

Am ersten Wochenende war ich im Kötschachtal. Da gab es einmal das Hotel Dorf Grüner Baum. Heute ein Lost Place. Nichts mehr, kein Betrieb mehr. sehr sehr schade. Dafür gibt s nach ein paar hundert Meter die "Himmelwand Hütte" Urig und unglaubliche Mehlspeisen....:-)

Bis zum Alpenhaus Prossau schaffte ich es nicht mehr. Ich musste auch wieder zurück. Das sind für mich immer wichtige Entscheidungen, ich will mich nicht mehr überschätzen. Ich habe niemanden was zu beweisen, nicht mal mir. Dazu kommt noch, dass mich kein Heli abholen wird.


Am Sonntag drauf habe ich mich für das Fulseck (der, die das??) entschieden. Allerdings wollte ich mich hier auch nicht überfordern. So habe ich ein Hin- und Rückfahrt Ticket gekauft. Eine kluge Entscheidung. Das ist über 2000 müM und nur eine kleine Wanderung von einem Gipfel zum Anderen war definitiv schon genug. Meinen Einkehrschwung machte ich dann in der Bergstation Fulseck. Gemütlich auf der Terrasse. Es war sehr witzig hier zuzuschauen. Die Menschen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen war keine leichte Aufgabe für die Kellnerin. Zwei drei Helferinnen aus dem Inneren der Hütte räumten vorweg ab, brachten das Bestellte und alle waren wirklich sehr fleissig. Neben mir eine Familie mit zwei Kindern, ca 10 Jahre und vielleicht 15 Jahre alt. Der Vater hat mit der älteren sofort die Plätze in Beschlag genommen, so, dass jeder sah. Nicht mal fragen; hier sitzen wir!!! Es wurde ein Cola zero bestell, und ein Glas Wasser. Er rief seine Frau an, damit auch die die Bestellung aufgeben konnte: von wegen Wartezeit. Die Kellnerin: "Tut mir leid, wir haben nur noch Cola light. Das Mädchen war sichtlich geschockt. Kein Zero.... Also auch ein Glas Wasser. Die Mutter traf endlich ein. Leider kein Marillenstrudel mehr, kein Marillenkuchen mehr. Nur noch Apfelstrudel oder Sacher Torte....bäääähh die kleinere entschied sich dann für eine Frittatensuppe, die Mutter ein Apfelschorle und ein Apfelstrudl. So. Dann war alles geklärt, alle vier spielten dann auf ihren Handys, da mal eine Bemerkung, da mal eine Bonmot.....Dann wurde die Suppe gereicht: von da an wurde es surreal: Die kleine mit der Frittatensuppe: natürlich war sie zu heiß. Also Handy, weiterspielen. Derweil die Mutter mit dem Löffel die Suppe kühlte, geblasen, hin und her. Dann den Lippentest: Sie war nun geniessbar. Das Mädchen (sicher 10 Jahre alt, nicht behindert, nicht in den Bewegungen eingeschränkt, keine äusseren Auffällig-keiten.) machte den Mund auf und die Mutter FÜTTERTE dieses Kind. Das habe ich so das letzte Mal im Altenheim gesehen. Eine Frau Im Rollstuhl und mindestens 80 Jahre alt. Ich war sprachlos. Davon habe ich ein Foto gemacht. Ich weiss es ist verboten. Habe alles verpixelt, werde es nur auf Anfrage rausrücken und nur anonym.......:-)

Zwei ältere Herren am Nebentisch waren auch sichtlich genervt. Sie hockten sicher schon 10 Minuten da und es kommt keine Bedienung. Alles Winken und rufen nützte nichts. Was fällt dieser Bedienung ein Die steht da herum, schäkert mit den Gästen und lässt diese zwei Herren einfach links liegen. Nein, natürlich nicht, sie rennt sich die Haxen aus und da wird gerufen, dort wollen sie zahlen ..... Also sie war richtig im Schuss: da steht doch der eine auf und stellt sich ihr in den Weg. Ein Ausweichen nicht möglich. Er raunzt sie an, sie würden schon fast eine halbe Stunde warten. so was geht doch nicht. Die Kellnerin - nicht auf den Mund gefallen - sagte sehr trocken, sie möchte aber zuerst noch ihr Gespräch mit der besten Freundin beenden....Sie lachte hell auf und nahm die Bestellung der zwei alten Männer auf. Wären die Männer nicht so laut gewesen, hätte dieser Vorfall vermutlich keiner bemerkt, so aber war die Sympathie eindeutig auf der Seite der Kellnerin. Die Männer schauten in die Runde, sahen nur lachende Gesichter.... dann kam der Rückzieher.....Göttlich.

Eine Dame mittleren Alters bestellte einen Verlängerten.... war auch schnell da, aber die hat das Glas Wasser vergessen..... Ja gibt s denn so was. Sie reklamierte das Wasser, es wurde auch hingestellt. Sie zahlte sofort, weil sie nicht wieder Ewigkeiten warten wollte... zu mir gewandt liess sie diese Bemerkung fallen. Kein Problem, EUR 3.40..... kein TG..... 60 Cent zurück.....Ich zahlte mein Bier auch und legte extra ein etwas grosszügigeres TG dazu. Die Kellnerin freute sich sehr und bedankte sich sehr herzlich. Der Blick dieser Dame: Ein Bild für Götter. Ich hätte der Kellnerin noch mehr geben sollen.....

Es gab noch weiter Begebenheiten, aber das würde den Rahmen sprengen.

Ein sehr amüsanter Nachmittag, mit einem kleinen Kabarett am Sonntag Nachmittag.

So, nun schlürfe ich meinen Tee, und werde Morgen meine letzte Woche in Angriff nehmen.


Reha Tages- Ein- und Ansichten


Schon habe ich zwei Wochen hinter mir und wir zählen nun zu den "alten ", die wissen wie der Hase läuft. Meistens beginnt der Tag zwischen 06:30 und 07:00 mit dem Frühstück. Ein ganz klassisches Buffet mit allem was das Herz begehrt. Ausgenommen Eierspeisen. Ich hab mir sagen lassen, das sei aus "Sicherheitsgründen", (Salmonellen)geschuldet. Kein Risiko. Sonst ist alles da.

Für die Stollen Einfahrten fährt uns der Hoteleigene Bus zum Heilstollen. Meistens um 07:15. Um 08.00 fahren wir dann ein in den Berg. Da bleiben wir ca 30 Minuten und fahren wieder 2,5 km raus. Wie gesagt, ich im Liegewagen. Sehr angenehm. Ich fahre dahin, wo es ca 39° warm ist und fast 95% Luftfeuchtigkeit. Angekommen heisst es umziehen, und mit dem Bus wieder zurück. Dann sollte man ruhen. 11:30 ist Mittagessen und dann geht s weiter mit den Therapien. Hier muss ich sagen, ist dieses Haus sehr speziell. Alles wird mit dem Arzt vorbesprochen, mit dem Ziel, das bestmögliche Resultat zu erzielen. Physiotherapie ist nicht in der Gruppe, sondern einzeln. Ich habe mich dann noch entschieden für Rücken- Nackenmassage, Strom, Krafttraining auf mich abgestimmt, auf meine Möglichkeiten, dann noch Radonbad und Moor. Trockenturnen sind nur in kleinen Gruppen von ca 6 Personen und nur solche in der etwa gleichen "Beweglichkeit". Das Einzige was ich nicht toll finde, aber es täte mir gut, ist der Crosswalker.

Ein widerliches Gerät.

Natürlich sind diese Therapien nicht alle am selben Tag. Sie werden oft wiederholt über die drei Wochen verteilt. Im Moment, fühle ich mich super wohl. Der Husten bremst mich ein wenig. aber nur wenig. Natürlich gibt es noch viele weitere Therapiemöglichkeiten. Wie gesagt, auf Jeden einzeln abgestimmt. (Walken, Ergo, Wasser, ect ect.) Ach ja, nicht zu vergessen, auch eine Psychologin steht zur Verfügung.

Ich denke es wird sich die kommende Woche nicht mehr viel ändern. Sollte das Resultat so gut sein, wie ich jetzt schon glaub zu spüren, möchte ich das nächste Jahr wieder da hin. Sehen wir dann....

Es ist immer wieder verblüffend. Wo Menschen in „Rudeln“ anzutreffen sind, sind immer wieder gewisse Typen zu finden. Da ist die immer alles besser-wissende, überall schon gewesene, alles schon erlebte, hagere Frau, Mitte 40, oder der Mann, der auch besser wissend und allwissend ist, der alles schon erlebt hat und nichts und niemand ihn von seiner Meinung abbringen kann, weil er es einfach besser weiss. Dieser Mann ist über 60. Da gibt s die Schüchterne, aber immer hilfsbereite, ledige, schnell beleidigte Person, die aber immer zur Stelle ist, wenn man sie braucht, oder auch nicht. Der mütterliche Typ, der für alles und jedes Verständnis hat, der bemüht ist, dass du auch genug trinkst, der schaut, dass du Brot zum Salat isst und der sehr besorgt ist, wenn du nicht pünktlich um 17.30 an deinem Platz hockst. Der, der dir immer übers Maul fährt, wenn du am erzählen bist, weil er etwas Besseres zu erzählen hat. Oder die, derjenige, der nie zuhört und irgendwann in ein Gespräch irgend ein Nonsens hinein posaunt. Ganz speziell sind die lauten: man hört sie immer und überall. Sie sind immer präsent. Wo du dich auch bewegst, er/sie ist da. Sie erzählen laut, sie lachen viel zu laut, sie sind – oder glauben es wenigstens – immer im Mittelpunkt. Jeder kennt ihr „Schicksal“ jeder weiss um seine Krankengeschichte und ach sie sind ja immer so positiv. Sie haben immer gute Laune und lassen es Jede und Jeden Wissen: „schaut s her, was bin ich für ein toller Hecht, ich meistere alles, das Leben kann mich nicht.“

Dann sind die Stillen. Man hört sie nicht, man sieht sie kaum, sie sind immer unter dem Radar und plötzlich sind sie gar nicht mehr da und keiner hat s gemerkt. Alle diese verschiedenen Typen machen so ein „Rudel“ aus. Selber bin ich wohl etwas von allem. Je nach dem wie ich mich in einer Gemeinschaft fühle. Dieses Mal war ich vermutlich eher einer der Stillen. Tatsächlich, das kann ich auch. Unser Tisch – eine Dame um die 81, noch zwei Männer der eine Jünger, der andere etwas älter als ich – war eher von der ruhigeren Sorte. Wir verstanden uns sehr gut, aber jeder ging nach dem Essen seines Weges. Nicht ein einziges Mal waren wir irgendwie zusammen unterwegs. Unsere Älteste war vermutlich die Aktivste. Sie war beim Tanzabend, beim Vortrag oder beim Quiz dabei. Wir drei Männer zogen es vor, jeden Abend direkt auf die Zimmer zu gehen und uns nirgends zu beteiligen. Ich fand das sehr angenehm. Dieser Gruppendruck fiel komplett weg. Jeder ging seiner Wege, ohne irgendwie unhöflich oder abweisend zu sein. Natürlich haben wir uns über dies und das unterhalten. Die ältere Dame wusste viel aus ihrem Leben zu berichten. War sehr spannend und interessant. Das war aber auch schon alles und hat gepasst. Keiner der drei Herren hat sich einer Gruppe angeschlossen, die es unweigerlich bildet auf Kur. Die einen, um in Gruppen zu wandern, andere um Karten zu spielen, andere um zusammen aus zu gehen. Wir drei waren nirgendwo dabei. Wir verbrachten auch die Wochenenden jeder für sich. Es war für mich total richtig.

Ich war an den Wochenenden irgendwo im Gasteinertal unterwegs. Ganz sicher hat man irgendwo auf einer Hütte eine Gruppe getroffen, die mit 100%iger Sicherheit hier im Tal auf Kur waren. Laut, lustig und aufdringlich....:-) Nicht böse gemeint, einfach eine natürliche Sache auf Kur. Ich war ja oft genug auch bei solchen Gruppen dabei. Dieses Mal war es anders. Praktisch nur auf mich reduziert. Diese drei Wochen waren so schnell vorbei, unglaublich.

Fazit: Es waren drei sehr gute Wochen. Ich fühle mich rundum wohl, praktisch Schmerzfrei.

Der Arzt will im Abschlussbericht einfügen, dass es unablässig ist, dass ich diese Reha jährlich wiederhole. Sein Wort in Versicherungs-Ohr. Wäre genial. +


Bleibt gesund

Derz Pensionist

 
 
 

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen

© 2025 Gedankengänge. Erstellt mit Wix.com

bottom of page